Bildung für heute und morgen: Macht eine Übertrittsprüfung ins Gymnasium Sinn? (Marcel Güntert)

Der unseriöse Schnellschuss von Regierungsrat Stephan Schleiss und des Bildungsrates

Warum wird jetzt mit der Einführung einer Übertrittsprüfung ein Schnellschuss gemacht? Müssten nicht zuerst alle Ergebnisse wie Dropoutquote an der Kanti, Erfolgsquoten der Studierenden, die Unterschiede zwischen der Kanti und Privatschulen, Erfolgsquote von Kurzzeit- und Langzeitgymnasien vorliegen und Einigkeit über einen sinnvollen Wert der gymnasialen Quote herrschen, wenn es überhaupt sinnvoll ist, einen solchen Wert zu definieren?

Es ist falsch, die Wege des dualen Bildungssystems gegeneinander auszuspielen. Wir müssen die richtigen Leute am richtigen Ort haben. Das erreichen wir mit einer Übertrittsprüfung nicht besser und das ist keine gesamtheitliche Denkweise.

Bevor eine Entscheidung getroffen wird, sollen die vielen offenen Fragen geklärt und die fehlenden Daten erhoben werden. Eine losgelöste Einführung einer Übertrittsprüfung ist nicht seriös!

Als Sofortmassnahme soll ein Kurzzeitgymnasium in Zug geschaffen werden.

Die Zuweisung mittels eines ungefähren Notenschnittes und der Einschätzung der Lehrpersonen funktioniert bestens. Es gibt jedes Jahr nur wenige Fälle ohne Einigung und diese Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit bei fehlender Einigung eine Prüfung zu absolvieren.

Zudem wird nie über die berufliche Maturität gesprochen. Die berufliche Maturität liegt im Kanton Zug bei 20.7% gegenüber 16.2% im schweizerischen Mittel um einiges höher. Bei der gymnasialen Maturität liegt der Kanton Zug bei 25.5% gegenüber von 22.2% im schweizerischen Durchschnitt. Die Abweichung zum Schnitt ist also bei der Berufsmaturität höher.

Wenn im Kanton Zug 20% eine berufliche Maturität machen, dann sollten also mit der gymnasialen und der Fachmaturität zusammen 50 % der Jugendlichen in der Lage sein, ein Bachelorstudium zu machen. Ist das nicht auch zu hinterfragen? Wie tief muss das Niveau von Bachelorstudiengängen sein, wenn bald 50 % der Bevölkerung dazu in der Lage sind? Wie hoch ist die Bildungsinflation und wie gehen wir damit um?

Die Quote bei der beruflichen Maturität hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, die der gymnasialen Maturität ist hingegen nur etwa 20 Prozent gestiegen. Liegt das Problem also nicht eher bei der beruflichen Maturität? Fehlen die Handwerker, weil alle eine berufliche Maturität machen und nicht mehr auf der Baustelle arbeiten wollen?